Darmstadt, Kirche

Die Pfarrerinnen der Partnerkirche GMIM aus Indonesien (vordere Reihe) und die Mitarbeiterinnen des Landesverbands.
04. Juni 2013 

Deutsch-Indonesisches Frauentreffen in Darmstadt

Frauen aus der EKHN-Partnerkirche GMIM in Indonesien und Mitarbeiterinnen des Landesverbands Evangelische Frauen in Hessen und Nassau tauschten sich über Gemeinsamkeiten in der Frauenarbeit aus

DARMSTADT, Juni 2013 (meli), „Welcome – Selanat pagil siang – Herzlich Willkommen!“ So begrüßten die Frauen einander am Hauptbahnhof in Darmstadt auf Englisch, Indonesisch und Deutsch. Fünf Frauen der Delegation der Christlich-Evangelischen Kirche in Minahasa (GMIM), die im Mai auf Partnerschaftsbesuch in der Propstei Rheinhessen waren, sind nach Darmstadt gekommen: Deeby Momongan (Koordinatorin der GMIM – Synode) sowie die Pfarrerinnen Jette Kolondam, Gustie Menajang, Gabby Walangitan und Lieneke Wuri. Hendrina Pattiradjawane aus Darmstadt kam als Übersetzerin dazu sowie Pfarrerin Junita Rondonuwu-Lasut, beide von der Evangelischen Indonesischen Kristusgemeinde Rhein-Main-Frankfurt. Sie wurden empfangen von Karin Böhmer, Pfarrerin und Abteilungsleiterin Frauen Bildung Spiritualität des Landesverbands Evangelische Frauen in Hessen und Nassau (EFHN), und den Referentinnen des Landesverbands Ulrike Lang und Elke Seipel.

Frauenarbeit in Indonesien und Deutschland
Thematischer Schwerpunkt der intensiven und lebendigen Gespräche dieses Tages war die Situation von Frauen in der GMIM und in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), die Organisation der jeweiligen Frauenarbeit sowie die Herausforderungen, Visionen und besondere inhaltliche Projekte.
Nach einer Führung durch das Katharina-Zell-Haus, in dem sich die Geschäftsstelle des Landesverbands EFHN befindet, und einer informativen Vorstellungsrunde, stellte Deeby Momongan die evangelische Kirche in Minahasa und die Aktivitäten in der Frauenarbeit dort vor. Minahasa ist eine Region in Indonesien, die sieben Städte und Landkreise umfasst. Es gibt 107 Dekanate und 898 Gemeinden, zu denen 212.072 Familien mit insgesamt 850.000 Mitgliedern gehören.

Ordination von Frauen schon seit 1956
Die EFHN-Mitarbeiterinnen waren überrascht, wie hoch der Anteil der Pastorinnen in der GMIM ist: Er liegt derzeit bei 68%. In der EKHN lag der Anteil der Pfarrerinnen im Jahr 2008 bei 33%. Auch ordiniert die GMIM schon seit 1956 Frauen ins Pfarramt, in der EKHN ist dies seit 1951 möglich, damals noch mit eingeschränkten Rechten. Schon in der frühen Minahasa–Kultur, so lernten die EFHN-Frauen, bestand eine hohe Wertschätzung den Frauen gegenüber. Dies wird auch sichtbar in den Gottesbezeichnungen „Opo Empung” oder „Empung Wailan Wangko“ – Gott ist allmächtig und sie ist die Mutter; die Quelle des Lebens, die Hüterin der Nachkommen. „Diese Wertschätzung der Frau zeigt sich heute darin, dass Frauen in GMIM bis ins hohe Alter in der Kirche aktiv sind und weibliche Spiritualität gelebt wird“, betont Deeby Momongan.

Rückschritte durch westliche patriarchale Kultur – Unterstützung durch Feministische Theologie
Das änderte sich im Zuge der Kolonialherrschaft und durch den wachsenden Einfluss westlicher Kultur. Die patriarchalischen Werte aus dem Westen führten auch in der indonesischen Gesellschaft und ihren religiösen Gemeinschaften zu einer Unterordnung der Frau unter den Mann. So gibt es trotz der vielen Pfarrerinnen in der GMIM kaum Frauen in Leitungsämtern. In der Gegenwart kämpfen indonesische Frauen für ihre gleichberechtigte Stellung und Würde. Hier spielt die Feministische Theologie eine wichtige Rolle, denn „sie unterstützt uns auf dem Weg zu einer Gleichstellung der Geschlechter in Kirche und Gesellschaft. So kämpfen wir aktuell darum, im nächsten Jahr eine Kandidatin als Präsidentin in der GMIM zu wählen“, unterstreicht Deeby Momongan.

Gemeinsamkeiten in der Frauenarbeit
Beim Austausch über die Aktivitäten in der Frauenarbeit hier wie dort tauchten weitere Gemeinsamkeiten auf. Die Treffen der Frauengruppen in der GMIM sind wie in der EKHN geprägt von Austausch, Bibelarbeit und sozialem Engagement. Wie der Landesverband Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V. bietet die Frauenarbeit in der GMIM Bildungsseminare, Frauentage und Materialien zu den unterschiedlichsten Themen an und unterstützt damit Multiplikatorinnen vor Ort. Der Weltgebetstag im März wird ebenso gefeiert wie einmal im Jahr ein besonderer Frauentag der GMIM. Darüber hinaus engagiert sich die GMIM-Frauenarbeit in vielen diakonischen Projekten für Mädchen und Frauen. Frauen, die Gewalt erfahren haben oder von Zwangsprostitution, Drogenmissbrauch oder HIV / AIDS betroffen sind, werden in besonderer Weise unterstützt.

Auf Wiedersehen in Minahasa!
Am Ende des Treffens waren sich alle einig: Dieser Tag ging viel zu schnell vorbei und die Gastgeberinnen wurden herzlich zu einem Besuch nach Minahasa/Indonesien eingeladen! Die Geschäftsführerin des Landesverbands, Pfarrerin Angelika Thonipara, überreichte am Ende der Begegnung allen indonesischen Frauen eine Kette mit dem Symbol des Frauenverbands, dem Lilienkreuz: „Ich wünsche den Frauen in der GMIM, dass sie ein Leben wie eine Lilie leben können: duftend, offen und stark. Denn die GMIM und die EKHN brauchen die Kraft, die Liebe, die Offenheit und die Stärke der Frauen.“